In der Kategorie "Public Image" präsentieren wir eure kultigsten Modemacher und ihre Ansichten über das Leben, Kunst und Kreativität
Jeremy Scott, der Liebling von Hip Hop Anhängern und bunten Pop-Prinzessinnen gleichermaßen, ist nun auch Thema einer Dokumentation, The People’s Designer, die kürzlich auf der New York Fashion Week vorgestellt wurde. M·A·C Culture setzt sich mit dem früheren Farmersjungen aus Kansas, der Moschino zurückgebracht hat, zusammen. Er hat Miley für die VMAs eingekleidet und seine Leidenschaft High Fashion mit Popkultur zu verschmelzen, scheint nicht zu versiegen...
M•A•C CULTURE: “Jeremy Scott hat mein Leben verändert!” hat A$AP Rocky gesagt. Welchen Einfluss hat Hip Hop und Rap auf dein Leben bisher gehabt?
JEREMY SCOTT: “Ich liebe, dass er das gesagt hat. Es ist so schmeichelnd! Ich habe Hip Hop und Rap immer geliebt und ich liebe im Speziellen wie leidenschaftlich diese Musikszene mit Mode und Stil generell umgeht. Die Hip Hop Szene hat so viele Stile und Trends hervorgebracht, einige sind heute Mainstream.”
Als du in Kansas aufgewachsen bist, was hat dir Mode da bedeutet? Wie bist du zur Mode gekommen?
“Ich habe die Welt der Mode mit circa 13 Jahren in Magazinen und im Fernsehen entdeckt und war sofort verliebt. Es war so berauschend, ich wollte einfach ein Teil davon sein und etwas mit meiner eigenen Art beitragen. Ich habe alles, was ich über die Modewelt gefunden habe, von der Kleinstadt-Farm aus, auf der ich aufgewachsen bin, verschlungen. Man kann sich vorstellen, dass ich nicht viele Leute um mich herum gefunden habe, die meine Leidenschaft für Mode teilten."
Cartoons haben einen großen Einfluss auf dein Design, kommt das aus deiner Kindheit?
“Als ich klein war, wollte ich Komikzeichner werden. Damit habe ich vielleicht meinen Traum wahr gemacht!”
Als du ein Modestudent in New York warst, der sich durchkämpfen musste, gab dir etwas oder jemand Hoffnung?
“Ich habe nie daran gedacht aufzugeben. Ich empfand so große Leidenschaft und Spannung für Mode und wollte mich ausdrücken. Daher konnte ich mir nicht vorstellen, mein Leben anders zu leben.”
A$AP sagte auch, dass du “die Brücke zwischen Ghetto und High Fashion” gebaut hast. War es immer dein Ziel diese beiden Welten zusammenzubringen?
“Ich hatte es eigentlich nicht geplant, aber ich wollte immer, dass meine Arbeit die Leben der Menschen berüht und das war meine Art mit der Welt zu kommunizieren. Ich habe mich glücklich geschätzt, einen Stil zu haben, der so viele verschiedene Menschen und Persönlichkeiten anspricht, ohne dass ich meine Vision verbiegen musste.”
Du sagst von deinen eigenen Kleidungsstücken: “Ich möchte, dass meine Mode lebt, Party macht, Spaß macht und einen Moment kreiert." Was braucht man, um Kleidung zu entwerfen, die einen Moment kreiert? Wie erzeugst du dieses Gefühl?
“Ja, ich möchte, dass meine Kleidung lebt! Ich möchte nicht, dass sie nur auf einem Laufsteg oder einem roten Teppich getragen wird. Ich möchte sie an den Körpern der Menschen in den Straßen sehen. Kleidung, die kein Leben abseits des Catwalks hat, ist tot.”
“Was M•A•C und mich verbindet, ist die Leidenschaft, die wir dafür teilen Spaß mit Mode zu haben und Risiken einzugehen… M•A•C war immer edgy und wollte Menschen immer wieder überraschen!” – Jeremy Scott
M•A•C und du sind seit 5 Jahren und mehr als 10 Shows Partner. Was ist das Geheimnis dieser langen und produktiven Beziehung?
“Ich denke, was M•A•C und mich verbindet, ist die Leidenschaft, die wir dafür teilen Spaß mit Mode zu haben und Risiken einzugehen. Von RuPaul als erste VIVA GLAM Kampagne, bis zur Marvel Comics Makeup Linie, war M•A•C immer edgy und wollte Menschen immer wieder überraschen.”
Wie beschreibst du den Druck der ersten Moschino Show? Hat es sich angefühlt, als würde dir die ganze Welt zusehen?
“Es fühlt sich an, als wäre es eine Ewigkeit her, obwohl es im Februar erst 2 Jahre her ist, aber ich hatte wirklich das Gefühl eines inneren Feuers und ich wollte es unbedingt mit der Welt teilen. Ich war so erleichert nach der Show, um so mehr als ich die Reaktion der Leute sah, vor allem diejeniger, die mit Franco (Moschino) zusammengearbeitet hatten - die ihn kannten und liebten. Ihre Komplimente waren mir am Wichtigsten. Als sie mir sagten, dass Franco jetzt so glücklich wäre oder dass meine Arbeit Francos Spirit zurück in die Marke brachte, war das das großartigste Gefühl.”
Als man dich darauf ansprach, Thema einer Dokumentation zu werden, hattest du irgendwelche Bedenken? Gab es etwas, das du damit ausdrücken wolltest?
“Ich hatte ehrlich gesagt keine Bedenken. Ich dachte nur darüber nach wie ich meine erste Moschino Show festhalten und für die Nachwelt konservieren wollte. Ich war überrascht wie viel persönlicher die Dokumentation wurde, da ich eigentlich nicht vorhatte meine persönliche Lebensgeschichte zu teilen…Ich war sehr berührt von den Kommentaren, derer die die Dokumentation gesehen haben und wie sie wiederum berührt waren. Ich denke der Film ist emotional eindrucksvoller geworden, als der Regisseur oder ich uns wahrscheinlich vorgestellt hatten! Hoffentlich kann ich die Menschen inspirieren, ganz egal was sie machen - nicht nur mit Mode.”
Warum denkst du, du bist der “The People’s Designer”?
“Eine Tatsache ist, dass ich klein angefangen habe: Arm, ohne mit dem Silberlöffel im Mund geboren worden zu sein, ohne prestige-reichen Namen oder Beziehungen, auf die ich bauen konnte. Ich komme also aus dem Volk. Und eine andere Sicht darauf ist, dass meine Arbeit ein solcher Teil der Popkultur ist und einen großen Einfluss hat. Sie zieht eher die große Masse an.”
“Es macht mich glücklich, dass man mich für einen tollen Designer hält, aber mir ist wichtiger, dass die Menschen, die mich kennen über mich sagen, ich sei ein toller Freund."
Welche Szene bewegt dich am meisten? Gibt es einen Moment, der deiner Meinung nach, was du bist und erreichen wolltest, am besten zusammenfasst?
“Es gibt einen kurzen Teil nahe dem Ende, in dem ich sage, dass es mich glücklich macht, dass man mich für einen tollen Designer hält. Aber mir sei wichtiger, dass die Menschen, die mich kennen über mich sagen, ich sei ein toller Freund. Das ist mir wichtiger als mein Vermächtnis."
Du pflegst enge Beziehungen zu einfussreichen Figuren der Popkultur, speziell in der Musik – Katy, Miley, Rihanna, Rita Ora, CL. Warum denkst du habt ihr eine so starke Beziehung?
“Um ehrlich zu sein, sind das alles Künstler, die ich bereits begonnen habe einzukleiden, bevor sie super-bekannt wurden, weil ich das was sie taten oder etwas an ihnen mochte. Wir haben langfristige Freundschaften aufgebaut, wovon einige von ihnen meine besten Freunde geworden sind. Diese Tatsache bezieht sich auf etwas das ich vorher gesagt habe – die Verbindung zu den Menschen, die ich kenne, ist mir viel wichtiger als etwas, das ich designen könnte.”
Miley sagte deine Kleidung “repräsentiert Menschen, die sich selbst ausdrücken wollen und dynamisch und völlig frei sein möchten." Teilt ihr in dieser Hinsicht den selben Spirit?
“Ich liebe Miley so sehr, sie ist ein großartiger Mensch und sie ist so aufrichtig und echt. Ich denke sie und ich sind uns in vielen Aspekten sehr ähnlich und wir sind beide sehr ausdrucksstarke Künstler!”
Du hast einmal auf der Bühne auf koreanisch gesungen/gerappt, obwohl du kein Koreanisch sprichst. Gibt es etwas, dass du nicht ausprobierst?
“Haha, dass ihr das wisst! Aber ja, ich habe einen Teil eines Songs für 2NE1 performt, da Minzy - das jüngste Mitglied - nicht im Club auftreten konnte, da sie minderjährig war und die Show irgendwie weitergehen musste. Also habe ich ihren Teil gesungen. Das ist mehr ein Beweis wie sehr ich CL liebe, da es ihre Idee war. Ich hätte es von mir aus nicht unbedingt getan – Ich schätze es zeigt, was ich alles für meine Freunde tun würde!”